Zu einer Einsatzübung „unter Tage“ rückten am gestrigen Samstag der Löschzug Ihnetal, bestehend aus den Löschgruppen Listerscheid und Neu-Listernohl und der Löschzug Attendorn aus. Angenommene Lage war ein Unfall bei Arbeiten an einem sogenannten Segmentschütz im Hochwasserentlastungsstollen der Biggetalsperre.

Der Hochwasserentlastungsstollen führt vom Einlauftrichter in der Talsperre über eine Länge von rund 500 Metern tief unterhalb des Dünneckenbergs in das Tosbecken am Biggekraftwerk.

Zur eigentlichen Einsatzstelle führen zwei Zugänge. Einerseits ein Abstieg, beginnend am Hauptdamm über Stollen und Treppen in eine Tiefe von rund 60 Metern, andererseits der Zugang mittels Booten über den eigentlichen Auslauf des Stollens.

Die Einsatzleitung entschied sich für den Zugang über das Tosbecken. Im Pendelverkehr wurden zwei Boote der Feuerwehr und ein Boot des Ruhrverbandes eingesetzt um Personal und Material in den Stollen zu fahren.

Der eigentliche Stollen mit einem Innendurchmesser von 4,80 Metern mündet am Tosbecken in drei kleinere Ausläufe, die die erste Wucht des Wassers brechen sollen. Immerhin ist das System für einen maximalen Durchfluss von 347.000 Litern Wasser pro Sekunde(!) ausgelegt. Aufgrund von Sanierungsarbeiten am Tosbecken ist der Zugang in den Stollen derzeit durch ein Baugerüst eingeschränkt, sodass die letzten Meter nur mit einem kleinen Boot des Ruhrverbands zurückgelegt werden konnten.

Im Stollen angekommen rüsteten sich drei Trupps zu je vier Einsatzkräften mit Langzeit-Atemschutzgeräten aus. Diese verfügen über den doppelten Luftvorrat im Vergleich zu den ansonsten gebräuchlichen Geräten. Nach rund 300 Metern Fußweg erreichten die Trupps die Einsatzstelle.

Bei dem Segmentschütz handelt es sich um einen 80 Tonnen schweren Verschluss der Röhre, der mit einem Hydraulikzylinder bewegt werden kann. Der Verschluss soll verhindern, dass die Talsperre bei einem technischen Defekt am Einlauftrichter unkontrolliert leerläuft.

Nachdem der Patient erstversorgt wurde, konnte er mittels Schleifkorbtrage an den Auslauf und von dort mittels Boot ans Ufer gebracht werden.

Nach gut zwei Stunden waren alle Maßnahmen vor Ort abgeschlossen. Feuerwehr und Ruhrverband führen regelmäßig gemeinsame Übungen an den Bauwerken der Bigge- und Listertalsperre durch um sich immer wieder mit den Besonderheiten der komplexen Systeme auseinanderzusetzen.